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Der Handwerkermangel ist inzwischen zu einem großen Problem in Deutschland geworden, der sogar den angestrebten Bau von jährlich 400.000 neuen Wohnungen gefährdet. Doch warum fehlen so viele Handwerker und welche Ursachen hat dieser Mangel. Im Folgenden sollen einige Gründe dafür vorgestellt werden.

Schlechtes Image

Obwohl einige handwerkliche Berufe mittlerweile zu den besser bezahlten Stellen zählen und sich manche Handwerker durch die hohe Nachfrage eine Goldene Nase verdienen, haben Ausbildungsberufe generell ein schlechtes Image oder werden mit mangelhafter Bildung in Verbindung gebracht. Früh aufstehen, hart arbeiten, wenig verdienen ist nach wie vor ein Vorurteil, wenn die Sprache auf Handwerker kommt. Viele Schulabgänger wollen sich zudem keine körperlich harte Arbeit zumuten und nehmen lieber ein Studium in Kauf, bei dem sie sich ihre Zeit freier einteilen können. Die Urlaubszeit während einer Ausbildung beträgt in der Regel nur 24 Tage pro Jahr. Für viele ist es schlicht nicht vorstellbar bis ins Rentenalter, das immer höher angesetzt wird, körperlich harte Arbeit zu verrichten.

Einfluss von Eltern und Lehrern

Eine Ursache ist auch darin zu sehen, dass sowohl die eigenen Eltern als auch manche Lehrer den Kindern ausreden, eine handwerkliche Ausbildung anzustreben. Auf dem Gymnasium, das in der Regel mit dem Abitur abgeschlossen wird, trifft dies sowieso zu. Wer es bis dahin geschafft hat, denken sich Eltern und Lehrer, sollte im nächsten Schritt ein erfolgversprechendes Studium absolvieren, mit dem die Aussicht auf eine angemessene Jobposition mit gutem Gehalt besteht. Dass gefragte Handwerker mitunter wesentlich besser verdienen als so manche Akademiker, wird übersehen oder ungläubig zur Kenntnis genommen. Letztendlich hängt es auch von den eigenen Fertigkeiten und Erwartungen ab, ob einem der Handwerkerberuf zuspricht oder eben nicht. Hinzu kommt der geschlechterspezifische Unterschied. Frauen ergreifen viel seltener eine handwerkliche Ausbildung als Männer oder ihnen wird eben von Eltern und Lehrern davon abgeraten, typische Männerberufe zu erlernen.

Demografischer Wandel

Dadurch dass immer mehr Handwerker in Rente gehen und gleichzeitig viel zu wenige Jugendliche sich für eine handwerkliche Ausbildung entscheiden, verschärft sich das Problem weiter. Heute müssen Kunden in vielen Fällen zehn bis zwölf Wochen warten, bis sie einen passenden Handwerker finden. Dies gilt vor allem für größere Projekte wie eine neue Dacheindeckung. Und dies trotz der Tatsache, dass wer heute einen handwerklichen Ausbildungsberuf ergreift, so gut wie sicher vor Arbeitslosigkeit verschont bleibt. Doch der Mangel an Azubis führt ebenso dazu, dass die Verbliebenen unter Überstunden leiden und immer noch zu schlecht entlohnt werden. Auch zu wenig Ruhezeiten beklagen viele Azubis. Dies trifft besonders auf Friseure und Köche zu. Anders sieht die Situation beispielsweise bei Klempnern, Mechatronikern und Elektronikern aus, die schon während der Ausbildung überdurchschnittlich verdienen.

Zu wenig neue Azubis

In der Folge gibt es heute zu wenig neue Azubis und das Problem, Mitarbeiter im Handwerk zu finden , wird sich in den kommenden Jahren weiter verschärfen. Abhilfe schaffen können höchstens Geflüchtete oder Fachkräfte aus dem Ausland. Dabei ist es gerade Deutschland, das für sein duales Ausbildungssystem weltweit bekannt ist. Daher ist ein Bewusstseinswandel dringend nötig. Vor allem eine größere Wertschätzung aus allen Teilen der Gesellschaft bedarf es, um den Handwerkerberuf wieder attraktiv zu machen. Da hilft auch die beste Imagekampagne auf YouTube, Twitter, Facebook oder Instagram nicht weiter, wenn der Aufruf nicht bei den Jugendlichen von heute verfängt.

Fazit

Motivierte Mitarbeiter zu finden im Handwerk ist also eine große Herausforderung. Nur wenn alle gesellschaftlichen Kräfte zusammenwirken und sich das Image von Handwerkern wieder verbessert, wenn ihre Arbeit in hohem Maße wertgeschätzt wird, kann sich das Blatt wieder zum Besseren wenden.

(Bildquelle: Pixabay.com – CC0 Public Domain)

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